WENN TRÄUME WAHR WERDEN

DIE WELT

Für die Gründerinnen Michaela Uhlig und Olivia Rüdiger fing alles mit einem kleinen Tanzstudio an. Stars wie Marie Bäumer und Pheline Roggen wurden hier ausgebildet.

Olivia Rüdiger, Leiterin der Schauspielschule: "Der Markt ist seit den vergangenen zehn Jahren härter geworden".

Ortstermin Oelkersallee 33, unweit der Sternbrücke im Schanzenviertel. Wo eben noch viele junge Menschen im Café; des Hinterhofs umherwuselten, sitzen jetzt nur noch einige wenige, gehen Texte durch, lernen Dialoge, lachen, unterhalten sich. Die anderen sind im Nebenraumverschwunden, machen Aufwärmungen.

"Hallo Wladimir, wir schauen mal kurz zu", sagt Michaela Uhlig, Leiterin der SCHULE Fü SCHAUSPIEL HAMBURG (SFSH). Wladimir Tarasjanz unterrichtet seine Schauspielklasse. Michaela Uhlig und Olivia Rüdinger sind die Leiterinnen und zugleich Gründerinnen der Schauspielschule. Auch nach 25 Jahren sind sieimmer noch aktiv in den Unterricht eingebunden, machen sich ein Bild von ihren Schützlingen.

Etwa 15 junge Frauen und Männer befolgen eine Schauspielübung. In vier Reihen stehen sie im großen, hellen, verspiegelten Raum. "Es geht hier um die Vorstellungskraft: Man soll so tun, als würde man einer realen Tätigkeit nachgehen - nur, dass die Hilfsmittel dazu unsichtbar sind", flüstert Tarasjanz, der Schauspiel und das Rollenstudium unterrichtet. Die erste Reihe malt ein imaginäres Bild aus ölfarben mit unsichtbarer Farbpalette in der einen und dem Pinsel in der anderen Hand, die zweite soll einen Baum pflanzen, die dritte näht, und die vierte schlägt mit einer Axt Holzscheite entzwei. Jeder der Schüler scheint ganz bei sich und seiner Aufgabe zu sein, die Bewegungsabläufe wirken erstaunlich authentisch.

Ob sich der zweite Jahrgang noch auf seinen Beitrag zur Jubiläumsfeier am Montag vorbereite? Nein, das ist längst einstudiert, so die Antwort. In wenigen Tagen wird die Schule für Schauspiel Hamburg ihr 25-jähriges Bestehen feiern. Eingeladen sind neben Kultursenatorin Barbara Kisseler auch ehemalige Schüler wie die bekannte Schauspielerin Marie Bäumer und Dozenten wie der frühere Schauspielhaus-Intendant Michael Bogdanov. "Die Schauspielstudenten und Dozenten haben ein Bühnenprogramm zusammengestellt", so Olivia Rüdiger. "Präsentiert werden Ausschnitte aus unserer Arbeit - das heißt Lieder, Ausschnitte aus Komödien, Märchenszenen, Monologe und Szenen aus unserer Filmarbeit."

Was einmal mit einem Tanzstudio begonnen hatte, wurde im Jahr 1987 zum "Studio O33", einer Fortbildungsinstitution für Schauspieler, dessen Name auf der Adresse Oelkersallee 33 fußte. "Wir haben eine andere Geschichte als andere Schauspielschulen, die gegründet worden sind", sagt Michaela Uhlig. "Als wir mit einer Fortbildung für Schauspieler anfingen, kamen zu uns ausgebildete Schauspieler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die vom Arbeitsamt eine Fortbildung erhalten hatten." Dazu seien auch immer Quereinsteiger gekommen, die noch keine Ausbildung besaßen oder sie abgebrochen hatten. Vier Jahre später sei aus der gefragten Fortbildungsstätte für Schauspieler dann eine staatlich anerkannte Berufsfachschule geworden.

Im Laufe der Jahre haben die beiden Frauen mehr als 500 angehende Schauspieler mitgeprägt, darunter auch heutige Stars wie Marie Bäumer und Pheline Roggan. Marie Bäumer, Mitte der Neunziger- Jahre bekannt geworden durch Detlev Bucks Film "Männerpension", wurde von den beiden Gründerinnen entdeckt. Sie begann ihre Schauspielausbildung im Studio O33 in Hamburg. "Marie war ein Jahr lang in unserer Fortbildung. Und da haben wir sofort gesehen, wie talentiert sie ist", sagt Uhlig. All die Jahre blieb man in regem Kontakt, dann wurde Marie Bäumer selbst Gastdozentin an der Schauspielschule, unterrichtet seitdem regelmäßig Schauspiel und Film.

Eine von Bäumers Schülerinnen war die aus Fatih Akins "Soul Kitchen" bekannte Hamburger Schauspielerin Pheline Roggan. Während ihrer dreijährigen Ausbildung an der SFSH, die monatlich 490 Euro Gebühr kostet, lernte sie von Marie Bäumer insbesondere Imaginationstraining und Körper-Stimmtraining. Zwar erhielt die schlanke Schöne direkt nach ihrem Abschluss eine kleinere Rolle als Punkerin in "Kebab Connection", ihren Durchbruch schaffte sie jedoch erst ein paar Jahre später - 2009 in der Rolle als Freundin der Hauptfigur in Akins Film. Ihr Beispiel zeigt jedoch auch das Risiko des Berufs - Engagements kommen nicht von allein. "Der Markt ist insbesondere seit den vergangenen zehn Jahren härter geworden", sagt Olivia Rüdinger. "Dass man nach der Schauspielausbildung als Selbstständiger agiert und nur selten feste Engagements bestehen, hat die Anforderungen an den Beruf verändert." Um dem in der Ausbildung Rechnung zu tragen, habe man neben Sprech- und Stimmtraining, Bewegung und Tanz vor vier Jahren auch ein Theorie-Modul eingeführt. "Wir bieten den Schülern ein Self-Management und geben Antworten auf die Fragen: Wie organisiere ich mich außerhalb? Wie komme ich in die Künstlersozialkasse? Wie vernetze ich mich?", sagt Michaela Uhlig. Auch habe seit 2008 jeder der insgesamt 80 Schüler die Möglichkeit, sich nach dem fünften Semester zu spezialisieren und sich entweder für einen Theater- oder einen Filmabschluss zu entscheiden. "Wir geben Empfehlungen, damit jeder seiner Begabung gemäß gefördert wird - und tatsächlich so erfolgreich wie möglich in den Job starten kann", so Uhlig.

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